gipfelinfo 15.6.2002
öffentlicher rundbrief der infogruppe [berlin]
-----------------------------------------------

- RAMPENPLAN FORDERT SCHADENSERSATZ WEGEN GÖTEBORG
- 500 SANS PAPIERS BESETZEN BIS EU-GIPFEL DIE UNI IN
SEVILLA

RAMPENPLAN FORDERT SCHADENSERSATZ WEGEN GÖTEBORG
Indymedia NL schreibt, dass das Volxküchenkollektiv
Rampenplan am 14.6. eine Schadensersatzforderung
beim schwedischen Gericht in Höhe von 83.500 SEK
(ca. 915 EUR) eingereicht hat. Rampenplan hat in GBG
einiges an Ausrüstung eingebüsst, als die
Hvitfeldska und Schillerska gestürmt wurden. Zu der
Schadensersatzforderung kommen noch Forderungen nach
Schmerzensgeld.
Voor meer informatie: solidarity@hypocrisy.org,
http://squat.net/goteborg
[http://www.indymedia.nl/2002/06/4577.shtml]

500 JORNALER@S (SANS PAPIERS) BESETZEN DIE UNI IN
SEVILLA
die MigrantInnen denunzieren ihre Arbeitsbedingungen
und verlangen die Regularisierung ihres Aufenthalts.
Sie versuchen den Streik bis zum Generalstreik (20.
Juni) und den Protesten gegen den EU Gipfel
durchzuhalten. Solidarität mit den Jornaler@s / Sans
Papiers aus Huelva, die die Universität in Sevilla
besetzt haben !
1.- Einleitung
2.- Communique der MigrantInnen in der Uni
3.- Hintergrundartikel zu Huelva "Die Erdbeeren die
wir essen"
4.- Modellbrief (spanisch + deutsche Übersetzung)
bitte an Interessierte und entsprechende email
Listen weiterleiten
danke
--------------------
1.- Einleitung
Seit Montag den 10. Juni haben 400-500 migrante
ArbeiterInnen aus der Erdbeerernte in Huelva die
Universität Pablo de Olavide in Sevilla (Andalusien,
Spanischer Staat) besetzt. Sie kämpfen gegen ihre
Arbeitsbedingungen, für die Regularisierung ihrer
Arbeits- und Aufenthaltsverhältnisse, sowie gegen
das spanische Ausländergesetz (ley de extrangeria)
dass unter der herrschenden Regierung des Partido
Popular zu europäischen Gesetzgebung vorgeschlagen
wird.
Sevilla wird am 20.-22. Juni der Ort des EU Gipfels
sein, bei dem die Verschärfung der allgemeinen
Verhältnisse vorangetrieben werden wird
(Sozialabbau, Liberalisierung, strengere
Migrationspolitik, soziale Kontrolle, Krieg...). Der
Gipfel wird von massiven Protestmobilisierungen
begleitet sein, es handelt sich hier um den letzten
EU Gipfel der Spanischen Präsidentschaft, die in den
letzten 6 Monate im ganzen Spanischen Staat auf
starken Widerstand gestoßen ist. Dazu kommt, dass am
20. Juni ein Generalstreik in Spanien ansteht, der
sich in erster Linie gegen die neuen Gesetze zur
Arbeitsflexibilisierung richtet und von den
etablierten Gewerkschaften getragen wird. Durch die
Terminnähe zum EU Gipfel gibt es jedoch viele
Überschneidungen mit der Kampagne "gegen das Europa
des Kapitals", das zum Teil auch von verschiedenen
Gewerkschaften wie die CGT getragen wird.
In dem die jornaler@s Sevilla als Ort für ihren
Protest ausgewählt haben, setzen sie sich in den
Kontext aller anderen sozialen Kämpfe und wollen die
weltweite Sichtbarkeit nutzen, um auf ihr Anliegen
aufmerksam zu machen.
Es ist nicht die erste Aktion mit ähnlichem
Charakter in Spanien, und der PP (Partido Popular)
hat bislang immer nur mit konsequenter Repression
reagiert. Vielmehr will die Spanische Regierung das
Ausländergesetz (ley de extrangeria) zur
europäischen Norm erweitern. Mensch erinnere sich
auch an die Repression an der Uni in Sevilla gegen
den Protest der StudentInnen die sich gegen den
Bildungsabbau organisiert haben.
Es ist notwendig unsere Solidarität mit den
jornaler@s in Sevilla zu zeigen und mit allen, die
in Sevilla gegen die herrschenden Verhältnisse
demonstrieren werden. Ein Aufruf also an alle,
insbesondere an diejenigen, die für diesen Sommer
Grenzcamps vorbereiten (Hamburg, Jena,
Strassburg...) und alle, die gegen den Bildungsabbau
demonstrieren.
Ergreift Initiative. Informiert um euch. Informiert
alternative und offizielle Medien. Alles was zu der
Sichtbarkeit der Besetzung in Sevilla beiträgt, wird
die Spanische Regierung unter Druck setzen. Setzt
die Spanischen Botschaften und die EU-Institutionen
unter Druck.
Die Stimmung ist gerade sehr repressiv. Der Campus
ist von der Polizei belagert, es kommt niemand mehr
rein und raus. Mehrere MigrantInnen wurden bereits
verhaftet.
Achtet also auf neue Meldungen auf de.indymedia.org
madrid.indymedia.org barcelona.indymedia.org
Ergreift Initiativen um die Infos zu übersetzen !

2.- Communiqué (10.Juni)
Wir, über 450 jornaler@s (TagelöhnerInnen) aus dem
Erdbeeranbaugebiet in Huelva (Provinz im Südwesten
Andalusien), haben heute, am 10. Juni, die
Universität Pablo de la Olavide in der
Provinzhauptstadt Sevilla besetzt. Wir sehen uns zu
dieser Besetzung gezwungen, um der Forderung nach
einer sofortigen Lösung unserer Situation, unter der
wir seit 4 Monate zu leiden haben, Nachdruck zu
verleihen.
Diese Besetzung ist unbegrenzt bis unsere Situation
mit sofortiger Wirkung regularisiert wird: bis wir
eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis erhalten,
damit wir unsere übliche Arbeit auf den
andalusischen Feldern legal und in Würde tun können.
Wir verlangen, dass die Vertretung der
Zentralregierung in Andalusien die nötigen
Verwaltungsschritte für unsere Regularisierung
einleitet und wir bitten die spanische Regierung,
die notwendigen Gesetzesänderungen vorzunehmen,
damit alle "papierlosen" MigrantInnen regularisiert
werden.
Viele Gründe haben uns zu dieser Entscheidung
gebracht:

*) Die Arbeitsverträge, die mit verschiedenen
Osteuropäischen Länder (vor allem Polen)
ausgehandelt wurden und von den
Landwirtschaftsunternehmen mit dem Segen der
zentralen Regierung und Gewerkschaften wie der CCOO
und UGT umgesetzt wurden. Wegen diesen Verträgen
sind wir dazu verdammt worden, nur noch an
Feiertagen auf den Erdbeerfeldern zu arbeiten, oder
wenn es zu Engpässe in der Produktion kommt und das
landwirtschaftliche Patronat nicht genügend
Arbeitskräfte hat.

*) In dieser Situation prekärer Arbeit konnten wir
schon kaum noch überleben. Wir überlebten nur, indem
wir uns Hütten aus Plastik und Karton errichtet
haben und uns von der humanitären Hilfe des
Andalusischen Rates [Junta d´Andalusia] ernähren
konnten.
*) Trotz dieser Bedingungen während der
Erdbeerernte, haben uns die Arbeitgeber keine
Vorverträge gegeben, die uns eine eventuelle
Regularisierung ermöglicht hätten. Und das zur
gleichen Zeit, in der sie uns für einen jämmerlichen
Pauschallohn arbeiten ließen, der nicht einmal dem
miserablen Gesamtabkommen (Convención Collectiva)
für ErntearbeiterInnen entspricht. Sie profitieren
einmal mehr von unserer Situation als "Papierlose",
um die billige Arbeitskraft ohne soziale Kosten und
ohne entsprechende Arbeitsrechte auszunutzen.
*) Die Zentralregierung in Madrid lehnt die
Regularisierung systematisch ab, und zwingt uns in
die absolute Ausbeutung, ohne Arbeitsrechte, ohne
soziale Rechte, ohne Recht zur Versammlung,
Demonstration oder Streik. Es ist eine Situation,
die nur den Erdbeer-Unternehmern dient, die
wirtschaftliche Profite in historischer Rekordhöhe
verzeichnen werden.
*) Während der ganzen Erdbeerernte haben wir die
permanente Einschüchterung der staatlichen
Sicherheitskräfte erleiden müssen, mit den vielen
Deportationen, Abschiebemassnahmen usw. Und das
alles, obwohl wir die ArbeiterInnen sind, die seit
Jahren die Erdbeerfelder in Huelva abernten,
gemeinsam mit den Tagelöhnern aus Andalusien, die
genau wie wir ein Mal pro Jahr für einige Monate
dorthin kommen. So haben wir also die systematische
Ausbeutung seitens der landwirtschaftlichen
Unternehmer erlitten, deren Mehrheit das
Gesamtabkommen (Convencion Colectiva) nicht
respektiert und eindeutige Komplizen der
Arbeitsinstitutionen und des Zentralen
Regierungsausschusses in Huelva sind.
*) Als Konsequenz unserer Situation der sozialen
Ausgrenzung, ohne Unterkunft, ohne
Waschgelegenheiten, ohne Arbeit und ohne Geld, ist
ein Klima der sozialen Ablehnung seitens der
Gesellschaft in Huelva entstanden. Ein Klima das
bislang unbekannt war und das ohne Zweifel durch
zahlreiche kriminalisierende Erklärungen
verschiedener Bereiche der Zentralregierung geschürt
wurde. Zu dem Klima der sozialen Ablehnung hat auch
die klare rassistischen Haltung der
landwirtschaftlichen Unternehmen aus Huelva
beigetragen: sie haben uns aufgrund unserer
Bedingung als Maghrebiner und NordafrikanerInnen aus
dem Markt vertrieben und im Gegenzug ArbeiterInnen
aus Osteuropa eingestellt ohne dabei das
Gesamtabkommen (Convención Collectiva) für
ErntearbeiterInnen einzuhalten. Die ArbeiterInnen
aus Osteuropa sind in Massenunterkünfte
zusammengepfercht, erhalten keinen Lohn für ihrer
Überstunden etc.
Basta Ya ! Es reicht !
Wir setzen der unwürdigen Ausbeutung, der wir
ausgesetzt sind, ein Ende !
Die Jornaler@s von den Andalusischen Feldern, was
auch immer unsere Nationalität, Hautfarbe oder
Religion ist.

3. Artikel
Der folgende Text ist eine Übersetzung von einer
website aus dem anarchosyndikalistischen Spektrum
Spaniens (www.red-libertaria.org). Der Autor schlägt
im Vorwort einen KonsumentInnenboykott gegen die
Erdbeeren aus Spanien vor; und er bezieht sich auf
die Kämpfe der eingewanderten LandarbeiterInnen in
ganz Andalusien für ihre Legalisierung und für
bessere Arbeits- und Lebensbedingungen.
Die im Artikel erwähnte Anwerbung von neuen
Arbeitskräften besonders in Osteuropa spielte auch
beim Konflikt in El Ejido (Provinz Almería) eine
wichtige Rolle: Dort kam es im Februar 2000 zu einer
massiven Konfrontation zwischen andalusischen
Altbewohnern und eingewanderten Landarbeitern aus
Marokko. Die rassistischen Angriffe richteten sich
deshalb vor allem gegen die Marokkaner, weil diese
nach ca. 15 Jahren Einwanderungsgeschichte (vor
allem nach Andalusien) dort inzwischen eine gewisse
Stärke erreicht haben. Diese Stärke stellten sie
auch in einem einwöchigen Streik als direkte Antwort
auf die Angriffe unter Beweis, mitten in der
Hochzeit der Tomatenernte. Schon damals überlegten
die Bauernunternehmer der Region, vermehrt
Arbeitskräfte in Osteuropa anzuwerben. Die
Konfrontation in El Ejido war ein wichtiger
Ausgangspunkt für ein schärferes Einwanderungsgesetz
einerseits und für das Aufdrehen des
"Legalisierungs-Ventils" andererseits: das spanische
Kapital braucht Einwanderung vor allem auf dem Bau
und in der Landwirtschaft, der Staat will aber die
Migration unter Kontrolle halten können. Viele der
MigrantInnen erkämpften ihre Legalisierung durch
Demos, Besetzungsaktionen und Hungerstreiks. Der
Konflikt in Huelva ist ein Produkt genau dieser
Kämpfe, die die Unternehmer durch eine neue,
zunächst einmal weniger kämpferische Arbeitskraft
unterlaufen wollen. Wie lange ihnen das gelingen
wird, ist offen. Häufig hat es nicht lange gedauert,
bis eine neue MigrantInnenarbeitskraft ihrerseits
aufmüpfig wurde...
Sowot Freiburg, Mai 2002

Die Erdbeeren, die wir essen ...
Erdbeeren mit Zucker, Erdbeeren mit Orangensaft,
Milchshakes mit "richtigen" Erdbeeren ...Die meisten
Erdbeeren, die in Europa konsumiert werden, kommen
aus der spanischen Provinz Huelva in Andalusien.
Manchmal werden sie in den Geschäften als "Früchte
der Region" angepriesen, so daß leichtgläubige
Touristen beim Besuch irgendeines schönen Ortes
etwas "Ursprüngliches" kaufen können. Manchmal
werden die Erdbeeren ganz unverfroren als Produkte
von der Küste Barcelonas verkauft, auch wenn sie in
Kisten mit dem Aufdruck "Palos de la Frontera
(Huelva)" verpackt sind. Dasselbe passiert bei
Ereignissen, wo lokale Produkte vermarktet werden,
wie z.B. beim Fest der kommunistischen Partei in
Barcelona, wo sowohl die Slogans als auch die
Erdbeeren nicht echt waren. Große, dicke Erdbeeren
heißen im spanischen "fresón". Sind sie steinhart
und geschmacklos und können die langen Transportwege
der Globalisierung überstehen - dann kommen sie
zweifellos aus Huelva.
Aber die Erdbeeren, die in Huelva wachsen, kommen
gar nicht aus Huelva. Jedes Jahr zweigen die
Agrarunternehmer aus Huelva Mio. von Dollar
Lizenzgebühren an kalifornische Industriebetriebe
ab, die die Erdbeerpflanzen gezüchtet haben.
Erdbeeren sind ein globales Produkt mit
amerikanischem copyright. Sie werden in den
regenarmen Kiefernwäldern Zentralspaniens genährt
und aufgezogen, bevor sie aus dem Boden geholt und
in die sandigen Böden Huelvas wieder eingepflanzt
werden, damit sie Früchte tragen und schließlich
fast überall auf der Welt verkauft und verzehrt
werden. Erdbeeren brauchen einen toten,
mikrobenfreien Boden, damit sie von Krankheiten
verschont bleiben. Deshalb werden sie in einen
Teppich aus giftigem Pflanzenschutz gesetzt, der
alle Arten von Ungeziefer vernichtet und nebenbei
noch das Ozonloch vergrößert, das jedes Jahr tausend
e von Hautkrebsfällen verursacht. Der Erdbeeranbau
trägt also auch zur regen Gesundheitsindustrie
bei...
Der Anbau von Erdbeeren verlangt Sorgfalt und ist
teuer. Sie werden unter Plastikplanen gehalten und
brauchen große Mengen an Düngemitteln, Pestiziden,
Herbiziden und viele Arbeitsstunden zum Pflücken.
Die Behörden helfen, indem sie kostenlos die
Plastikabfälle einsammeln, und falls sie es doch
nicht tun, sind die Farmen von Schluchten und
Sümpfen voller Plastik umgeben. Wenn die
Abfallhaufen dann doch zu groß werden, reicht ein
Streichholz, um sie in giftigen Rauch zu verwandeln,
was zur Erwärmung des Planeten beiträgt. Das ist
eine gute Nachricht, denn steigende Temperaturen
bedeute n, daß die Erdbeeren nicht mehr mit Plastik
abgedeckt werden müssen... Pflanzenschutzmittel und
andere "Gifte" sind teuer, aber immerhin müssen die
Bauern nichts für die sogenannte "weitläufige
landwirtschaftliche Verseuchung" der Brunnen und
Flüsse bezahlen, die Ergebnis der giftigen
Substanzen ist. Das würde gerade noch fehlen!
Wasser, laut Gesetz "öffentliches Eigentum ",
verursacht zahlreiche Krankheiten, wenn es vergiftet
ist, womit die Zahl der Kranken sowie der Kundschaft
von Gesundheits- und Mineralwasserindustrie wachsen.
Und da behauptet noch jemand, nur die
Agrarunternehmer profitieren vom Erdbeeranbau !
Die großen europäischen Vertriebszentren sowie die
Verpackungs- und Transportunternehmen kriegen den
größten Batzen aus den Profiten des
Erdbeergeschäfts. Dann müssen die Agrarunternehmer -
neben den Lizenzgebühren - noch das Plastik, die
Pflanzenschutz- und Düngemittel an mächtige
internationale Chemiefirmen bezahlen. Bei starkem
Wind und Regen werden die Pflanzen zerstört.
Glücklicherweise erhört der Staat ab und zu die
Forderungen der Bauern und leistet Schadensersatz.
Wie können die Unternehmer überhaupt Profit machen,
wenn so vieles dagegen spricht?
Dadurch, daß sie die PflückerInnen bis auf's Blut
auspressen. In den letzten Jahren haben tausende von
andalusischen TagelöhnerInnen (darunter viele
Frauen) zusammen mit ImmigrantInnen aus Portugal und
Nordafrika die Erdbeeren auf den Feldern Huelvas
gepflückt. Harte Arbeit, die auf de n Rücken geht,
stundenlang unter heißer Sonne, niedriger Lohn und
Unterkünfte zu Touristenpreisen - das müssen die
Menschen aushalten, die die Erdbeeren pflücken, die
wir essen. Die Unternehmer können sich nicht den
Luxus leisten, daß ihre ArbeiterInnen Forderungen
stellen. Sie haben zuerst die Gewerkschaften
angegriffen, später haben sie ArbeiterInnen aus
kämpferischen Dörfern keine jobs mehr gegeben und
sie durch EinwandererInnen ersetzt. Wenn sie illegal
waren, um so besser, dann protestierten sie
weniger...
Mit dem neuen Ausländergesetz und nach den
Besetzungen und Protesten des letzten Jahres bekamen
ungefähr 1.200 nordafrikanische ArbeiterInnen
Papiere: Sie wurden "regularisiert", um
ausschließlich bei der Ern te in der Provinz Huelva
zu arbeiten. Weder die Unternehmer noch die großen
Gewerkschaften (die mit den vorangegangen Kämpfen
nichts z u tun hatten) wollten es zulassen, daß die
ArbeiterInnen, die für ihre Papiere gekämpft hatten,
auf diesen Farmen arbeiten konnten. Ende Herbst 2001
kamen Vertreter der Regierung, der Arbeitgeber und
der großen Gewerkschaften überein, 7.000 Menschen in
ihren Heimatländern anzuwerben. Dieses Abkommen
wurde von der zentralen Einwanderungsbehörde
gebilligt.
Also gingen die Arbeitgeber auf dem internationalen
Arbeitsmarkt einkaufen und heuerten ungefähr 4.500
Menschen in Polen, 1.500 in Rumänien und die
restlichen 1.000 in Marokko und Kolumbien an. Es
waren vorzugsweise Frauen, u m zu verhindern, daß
die Arbeitskräfte in Huelva bleiben, denn überall
auf der Welt haben die Frauen die Hauptverantwortung
für die (zurückgelassene) Familie. Die Regierung
schien sich nicht darum zu kümmern, daß die
vorgesehen Anzahl für Anwerbungen von Arbeitskräften
in ihren Heimatländern (zusätzlich zu den
"Regularisierten" vor Ort) für 2002 nur bei 3.500
und nicht bei 7.000 lag. Ihnen war klar, daß durch
diese Verdopplung die Rebellen aus dem letzten Jahr
("diese üblen Marokkaner, dreckige Dieb e und
Terroristen") ihre jobs verlieren würden.
Stattdessen werden unsere Erdbeeren jetzt also von
blonden, weißen Menschen gepflückt. Fügsam und
gewillt, wieder nach Hause zurückzukehren.
Ungefähr 5.000 Nordafrikaner haben in den Orten der
Erdbeerernte Hütten aus Plastik errichtet. Dort sind
sie ohne job und ohne jede Versorgung, sie hungern
und müssen sogar um Wasser betteln, andere stehlen.
Vor einigen Tagen sind einige hundert von ihnen aus
diesen Dörfern zur Provinzhauptstadt marschiert,
organisiert von den kleinen Gewerkschaften, die sie
unterstützen. Ein Großteil von den 1.200, die nur
Papiere für die Arbeit auf den Feldern von Huelva
haben und von den Unternehmern jetzt verschmäht
werden, machte bei diesem Marsch mit: vielleicht
kriegen sie bald, wenn die Pflanzen in voller Blüte
steh en und jede Hand gebraucht wird, einen job. Und
sie werden die Lektion genau gelernt haben: Um
Erdbeeren zu pflücken, muß man sich nach vorne
beugen - in demütiger und unterwürfiger
Körperhaltung.
Zwischenzeitlich haben die Bürgermeister und andere
wichtige Kräfte in den Dörfern der Umgebung e in
hartes Durchgreifen und Abschiebungen gefordert.
Diese werden selektiv gehandhabt: Jeder, in dessen
Gesicht das Wort "Pro test" gesehen werden kann,
wird abgeschoben. Obwohl die Behörden in Huelva von
2.500 illegalen ArbeiterInnen in der Gegend
ausgehen, sorgen sie nicht für deren Abschiebung:
Sie können noch als eine Art Sklavenarbeitskraft in
den wenigen Tagen nützlich sein, wenn die
Erdbeerfelder ihre volle Pracht entfalten. Wenn
jemand immer noch Lust auf Erdbeeren aus Huelva hat,
dann hat er mehr als die Geschmacksnerven verloren.
22.3.2002 , Ramón Germinal

4.- Faxnummer und Modellbrief
Schickt faxe an:
Delegación del Gobierno en Andalucía, a la atención
del Delegado del Gobierno en Andalucía Sr. Torres
Hurtado, FAX: 00 34 954234447 mailto:
dgaandal@andalucia.map.es
- Ministerio del Interior, a la atención del
Ministro del Interior D.Mariano Rajoy, FAX: 00 34
915371003 mailto: subscre@amador.mir.es
- Secretario de Estado para la Inmigración y la
Extranjería, D.Enrique Fernández-Miranda, FAX: 00 34
915371465 mailto: seextranjeria@amador.mir.es
Mit Kopien an
Solidaridad@hotmail.com
Unterstützungsgruppe
00 34 686 18 73 87
Solikonto: Banque: La Caixa, N° de compte:
2100.18.2730.0100297754
[indymedia.de, von solidari@s con l@s jornaler@s -
15.06.2002 10:36]

INFOGRUPPE BERLIN
Die Berliner Gipfelsoli-Infogruppe ist
hervorgegangen aus der Infogruppe der
Genuagefangenen. Wir sind unter gipfelsoli@gmx.de zu
erreichen. Wir haben einen Email-Verteiler angelegt,
über den aktuelle Nachrichten zu Göteborg und Genua
(und andere Aktivitäten wie z.B. die Mobilisierung
nach Brüssel, München oder Barcelona) verschickt
werden.
Die AutorInnen der Beiträge, so sie nicht von uns
verfasst sind, sind mit eckigen Klammern versehen.
Wenn ihr in den Verteiler aufgenommen (oder
gelöscht) werden wollt, schickt einfach eine Mail.