Bluewin News 26. 10. 2001

"Wenn Sie den Mund leer haben, können Sie uns dann sagen, wo die Geheimdokumente sind, Herr Regli?"
Geheimpakt mit Südafrika

[TA] - n Von Bruno Vanoni, Bern

Die Nachrichtendienste der Schweiz und Südafrikas sollen 1986 vereinbart haben, auf dem Gebiet der chemischen und biologischen Kriegsführung zusammenzuarbeiten. Dies haben Recherchen des Westschweizer Journalisten Jean-Philippe Ceppi für "Das Magazin" des TA ergeben. Der Kenner des geheimen Chemiewaffenprogramms des Apartheidregimes war 1999 in Pretoria vorübergehend verhaftet worden, weil er brisanten Informationen auf der Spur war. Nun hat er vom früheren Geheimdienstgeneral Chris Thirion erfahren, dass 1986 eine Zusammenarbeit zur Verteidigung gegen B- und C-Waffen ausgehandelt und vereinbart worden war.

Der Schweizer Nachrichtendienst wurde damals von Divisionär Mario Petitpierre geleitet. Doch auch dessen Nachfolger, Peter Regli, der in jenen Jahren den geheimen Pilotenaustausch mit Südafrika organisiert hatte, soll vom Abkommen gewusst haben. Es soll dem südafrikanischen Militärarzt Wouter Basson alias "Dr. Tod" den Weg geebnet haben, um die Entwicklung von Chemiewaffen gegen die unterdrückten Schwarzen Südafrikas voranzutreiben.

Der Informationschef des Verteidigungsdepartementes (VBS) bestritt gestern, dass es ein solches Geheimabkommen gegeben habe. Divisionär Regli will sich erst wieder öffentlich äussern, wenn das VBS voraussichtlich Mitte November über die laufenden Abklärungen zu seiner Amtsführung orientiert hat. Im Parlament ist die Forderung nach einer PUK hängig.

Regli kaufte russische Raketen
VBS-Sprecher Sigg bestätigte hingegen einen Bericht der TV-Sendung "10 vor 10", wonach Divisionär Regli 1994 den Kauf von zwei sowjetischen Lenkwaffen des Typs SA-18 veranlasst habe. Der Kauf könne damit begründet werden, dass der Nachrichtendienst auch die Wirkung fremder Waffen zu erkunden habe. Es werde nun aber abgeklärt, weshalb die 304 000 Franken teuren Raketen nie für solche Testzwecke verwendet worden seien. Die Lenkwaffen, die auch von Terroristen benutzt werden könnten, sollen über ausländische Nachrichtendienste und die offiziellen Rüstungskäufer des Bundes beschafft worden sein.